Evakuierungspläne aus dem Zweiten Weltkrieg, die Flutkatastrophen in Buxtehude 1825 und 1962, die Ölkrise 1973 oder aber Geschichten aus dem persönlichen Umfeld – der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Kinder und Jugendliche bis 21 Jahre aufgerufen, am 26. Geschichtswettbewerb teilzunehmen. Das Thema in diesem Jahr: „So geht’s nicht weiter – Krise, Umbruch, Aufbruch“.
"Man sucht da, wo man steht"
Die regionale Auftaktveranstaltung zum Geschichtswettbewerb hat am Dienstag im Stadthaus der Hansestadt Buxtehude stattgefunden. Mit dabei: Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Archivare aus Buxtehude, Stade und Neu Wulmstorf. Die Stader Lehrerin (Athenaeum) und neue Niedersächsische Landesbeauftragte für den Wettbewerb, Dr. Alice von Plato, erläuterte den rund 60 anwesenden Schülerinnen und Schüler die drei Grundprinzipien: Forschendes und entdeckendes Lernen, historische Spurensuche vor Ort und der Bezug zur Lebenswelt der Schüler. Dr. von Plato fasst knapp zusammen: „Man sucht da, wo man steht.“
Unterstützt werden die Nachwuchshistoriker von den örtlichen Archiven: „Wir geben Einblick in unsere Archive, stellen Quellen zur Verfügung und bieten den Schülern an, bei uns vor Ort zu forschen“, sagt Buxtehudes Stadtarchivarin Eva Drechsler. Interessierte Schülerinnen und Schüler sollten sich bei den Archiven frühzeitig mit ihren Anliegen anmelden.
Archive präsentieren mögliche Forschungsthemen
Drechsler präsentierte mit ihren Kolleginnen und Kollegen die Angebote des Stadtarchivs Buxtehude, des Landesarchivs Stade (Dr. Thomas Bardelle), des Stadtarchivs Stade (Dr. Christina Deggim), des Archivs der Ritterschaft Stade (Herr Fenner) und des Gemeindearchivs Neu Wulmstorf (Claudia Glume).
Dr. Thomas Bardelle macht Werbung für Recherchen zur sogenannten Novemberrevolution 1918 – er unterstrich, dass es derzeit in der Wissenschaft umstritten ist, ob es sich bei den Aufständen der Arbeiter und Soldaten (und im Ländlichen der Bauern und Landarbeiter) tatsächlich um eine Revolution gehandelt habe.
Claudia Glume wies auf ein lokales Thema hin: Maulwurfshausen – entstanden bereits ab 1938 durch Sudentendeutsche; die Heidesiedlung wuchs auch 1945 weiter an, wegen mangelnder Baugenehmigungen wurden nur Kellergeschosse gebaut und gleich mit einem Dach versehen. Das Aussehen der Häuser gab der Siedlung den Namen Maulwurfshausen.
Handschriftliche Quellen eine Herausforderung
Eine Herausforderung für die jungen Forscher könnte sein, dass zu manchem Ereignis nur handschriftliche Quellen existierten, so Drechsler. Gut zu recherchieren seien aber etwa die Auswirkungen des Alliierten Fliegerangriffs auf Hamburg 1943 (bekannt als Operation Gomorrha) auf Buxtehude – Tausende Ausgebombte waren auch in Buxtehude untergekommen.
In welcher Form die Schülerinnen und Schüler eine historische Fragestellung ausarbeiteten und ob sie es alleine, in Gruppen oder gar im Klassenverband täten, sei freigestellt. Dr. von Plato ergänzt: „Es müssen am Ende des Prozesses auch nicht zwangsläufig wissenschaftliche Arbeiten stehen, denkbar sind auch Theaterstücke, szenische Lesungen, 3-D-Objekte… Wichtig ist nur, dass der Bezug zu den Quellen hergestellt wird.“
Erstpreisträger werden ins Schloss Bellevue eingeladen
Mitmachen lohnt sich: Insgesamt sind auf Landes- und Bundesebene 550 Geldpreise ausgelobt. Die 250 Landessieger haben die Chance, auch einen von 50 Bundespreisen zu erringen. Die Erstpreisträger und ihre Tutoren werden vom Bundespräsidenten persönlich in Schloss Bellevue ausgezeichnet.
Mehr zum Wettbewerb, der seit 1973 vom Bundespräsidialamt und der Hamburger Körber-Stiftung ausgerichtet wird, unter www.geschichtswettbewerb.de.
„Gott und die Welt. Religion macht Geschichte“
Das Thema des Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten 2016/2017 lautete „Gott und die Welt. Religion macht Geschichte“.
Auch dieses Mal hatten die Schülerinnen und Schüler im Landkreis Stade die Möglichkeit, in den Archiven zu recherchieren und sich kompetent beraten zu lassen.
Eine Vielzahl von Themenschwerpunkten ist dabei herausgekommen.
Mit den eingereichten Arbeiten gelang es dem Gymnasium Buxtehude Süd zum wiederholten Male, landesbeste Schule zu werden.
Folgende Arbeiten wurden eingereicht:
Im Rahmen der Sek I AG am Gymnasium Buxtehude Süd bei Dr. Annette Puckhaber nahmen zwölf Schülerinnen und Schüler aus den nachstehenden Jahrgangsstufen am Wettbewerb teil:
Jahrgang 6
- Finn N.: „Weihnachten früher und heute“ (Einzelarbeit; Broschüre)
- Ronja B., Gesche L., Leonie O., Estefania R.: „Gott und die Welt. Weihnachten im Kriegszeiten (1939-1943)“ (Gruppenarbeit; Filmdokumentation)
Jahrgang 7
- Jannik S.: „Verfolgung aus religiösen Gründen? Die Hexenverfolgungen in Buxtehude zwischen 1540 und 1644“ (Einzelarbeit; Broschüre)
- Enie B., Marah G., Merle H.: „Die Erinnerung an ein Kloster und das 1000jährige Jubiläum der Stadt“ (Gruppenarbeit; Broschüre)
Jahrgang 9
- Jule L., Nele N.: „Gelebte Nächstenliebe? Die Anfänge der Lebenshilfe in Buxtehude“ (Partnerarbeit; Broschüre)
Jahrgang 10
- Jasper M.: „Der innere und der nach außen verdeckte Glaube: Religiösität in der DDR“ (Einzelarbeit; Broschüre)
Im Rahmen des Seminarfachs am Gymnasium Buxtehude Süd bei Dr. Katja Köhr nahmen 19 Schülerinnen und Schüler aus dem Jahrgang 11 am Wettbewerb teil:
- Björn D., Marek J., Sven D., Alexander L.; „‘Gott und die Welt‘ – Familie Jüchter: Wieso ist sie in einem protestantisch geprägten Raum katholisch geblieben?“ (Gruppenarbeit; Animationsfilm)
- Kathleen E., Laura C.: „St. Petri im Ersten Weltkrieg – Kriegsfreund oder Kriegsfeind?“ (Partnerarbeit; Broschüre)
- Luisa G.: „Die Problematik des Gemeindemitgliederrückgangs am Beispiel der St.-Paulus-Kirche in Buxtehude von 1964 bis heute“ (Einzelarbeit; Broschüre)
- Nils H., Mathias K.: „Eine Erfolgsgeschichte? – Die Integration von muslimischen Mitbürgern am Beispiel der Islamischen Gemeinde in Buxtehude e.V.“ (Partnerarbeit, Broschüre)
- Katharina J.: „Missionare in Papua-Neuguinea – Wie Religion Geschichte macht“ (Einzelarbeit; Broschüre)
- Fiona K.: „Gott und Welt – Welt ohne Gott. Die Jugendweihe als alternativer Initiationsritus?“ (Einzelarbeit; Broschüre)
- Larissa L.: „Sowjetische Religionspolitik im Wandel der Zeit und deren Auswirkungen auf die Christen in Russland“ (Einzelarbeit; Broschüre)
- Michael M.: „Kirche und Nationalsozialismus im Alten Land mit Schwerpunkt Jork“ (Einzelarbeit; Broschüre)
- Bjarne R., Adrian W.: „Auswirkungen der islamischen Religion, sunnitischer Glaubensrichtung, türkischer Migranten auf die deutsche, nicht islamische Gesellschaft im Großraum Hamburg ab 1961“ (Partnerarbeit; Broschüre)
- Carolin S.: „Trennung von Schule und Kirche: Zunehmende Säkularisierung der Schule bis hin zur vollständigen Trennung von Schule und Kirche 1919 am Beispiel der Realschule Buxtehude“ (Einzelarbeit, Broschüre)
- Virginia S.: „Reformation in Buxtehude: Einführung, Veränderungen, Folgen und Feiern“ (Einzelarbeit; Broschüre)
- Jonte T., Luca D.: „Politik und Kirche. Konflikte bei innerkirchlichen Entscheidungsprozessen am Beispiel der Verlegung der Superintendentur von Apensen nach Buxtehude 1928-1934“ (Partnerarbeit; Broschüre)
Im Rahmen des Seminarfachs am Gymnasium Buxtehude Süd bei Ronny Wittig nahmen 16 Schülerinnen und Schüler aus dem Jahrgang 11 am Wettbewerb teil:
- Liana B.: „Religionsausübung im Spiegel ideologischer Indoktrinierung: Die sowjetisch geprägten Biografien der Familien Buchner und Franz – Eine kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Familiengeschichte“ (Einzelarbeit, Broschüre)
- Luisa D.: „Geistliche Gerichtsbarkeit im Raum Buxtehude im Spiegel der Zeit – Kritische Reflexionen am Beispiel von Entscheidungsprozessen zu Ehescheidungen“ (Einzelarbeit, Broschüre)
- Justus v. E., Mats L., Antonia H.: „Die Schule im Spannungsfeld der Reformations-Vorstöße gegen das kirchliche Monopol des Unterrichts am Beispiel der Halepaghenschule“ (Gruppenarbeit, Broschüre)
- Josefine G., Anna L.: „Gelebter Glaube – Zwischen kirchlicher Bindung und geistlicher Freiheit: Das Beispiel Kurt Leese“ (Partnerarbeit, Broschüre)
- Evelyn H., Lennard F.: „Kirche und Kirchenpolitik im Wandel nationalsozialistischer Entwicklung: Die St. Petri-Gemeinde in Buxtehude“ (Partnerarbeit, Broschüre)
- Anneke H.: „Leben und Wirken der Deutschen Christen (DC) im Nationalsozialismus: Im Spiegelbild der eigenen Familiengeschichte – Roelf Meyer“ (Einzelarbeit, Broschüre)
- Jule O.: „Kommunale und kirchliche Armenfürsorge in Buxtehude von der Reformation bis ins frühe 19. Jahrhundert“ (Einzelarbeit, Broschüre)
- Ben K.: „Johann Michael Bossard: ‚Ein Gottsuchender in der Kunst‘“ (Einzelarbeit, Broschüre)
- Leon S., Henning H.: „Jugendweihe statt Konfirmation. Die ideologische ‚Keule‘ gegen die Kirche“ (Partnerarbeit, Filmdokumentation)
- Joel S., Niko S.: „Auswirkungen der NS-Ideologie auf Minderheiten. Kritische Reflexion vor dem Hintergrund ausgewählter jüdischer Schicksale im Landkreis Stade von 1933 bis 1945“ (Partnerarbeit, Broschüre)
Im Rahmen des Seminarfachs an der Halepaghen-Schule bei Amely Lißner und Ulf Maaser:
- Ronja Ringleben-Fricke: „Die religiösen Bedürfnisse polnisch-katholischer Arbeitsmigranten in einer evangelisch geprägten Umgebung am Beispiel Wilhelmsburg“ (Einzelbeitrag; Broschüre)
- Leonie Jonasson: „Aufgeklärter Aberglaube – zu Hintergründen und Entwicklungen der Hexenverfolgungen in Deutschland seit der frühen Neuzeit“ (Einzelbeitrag; Broschüre)
„Anders sein. Außenseiter in der Geschichte“
Auch in diesem Jahr nahmen wieder Buxtehuder Schülerinnen und Schüler am Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten teil. Das Thema des Wettbewerbs 2014/2015 lautete „Anders sein. Außenseiter in der Geschichte“.
Einsendeschluss war der 28. Februar 2015. 18 Schülerinnen und Schüler vom 6. bis zum 11. Jahrgang des Gymnasiums Süd beteiligten sich dieses Mal am Wettbewerb. Insgesamt 14 Beiträge wurden erstellt, die das Thema „Außenseiter“ von ganz unterschiedlichen Seiten beleuchteten.
So ging es zum Beispiel um außergewöhnliche Berufe wie den des Scharfrichters in der frühen Neuzeit, das Thema Homosexualität im Nationalsozialismus, das Künstlerdasein oder den Umgang mit Flüchtlingen nach dem 2. Weltkrieg. Betreut wurden die Arbeiten in der Mittelstufe von Dr. Annette Puckhaber und Dr. Katja Köhr sowie in der Oberstufe von Ronny Wittig.
Bei den Recherchen der Schülerinnen und Schüler standen ihnen die Archivare im Landkreis Stade, so auch im Stadtarchiv Buxtehude, beratend zur Seite. Die Schülerinnen und Schüler bedankten sich für diese Unterstützung und überreichten Kopien ihrer Arbeiten im Rahmen eines Pressetermins am Donnerstag, 5. März, im Rathaus, dem Stadtarchivar Bernd Utermöhlen zur dauerhaften Aufbewahrung im Stadtarchiv.
Im Rahmen der AG zum Geschichtswettbewerb entstanden folgende Beiträge (Betreuung: Dr. A. Puckhaber / Dr. K. Köhr):
- Annaleen W. (Klasse 6): „Sie Ossi, er Wessi“: Anderssein in der Geschichte
- Jasper M. (Klasse 8): Alltag mit Epileptikern in Bethel in der Zeit von 1923-1939: Ein Beitrag, der durch meinen Ururgroßvater Heinrich Schäfer inspiriert wurde
Im Rahmen des Seminarfachs im Jahrgang 11 nahmen am Wettbewerb teil (Betreuung: R. Wittig):
- Alexandra G.: "Alle Dinge, die sich auf dem geschlechtlichen Sektor bewegen [...] bedeuten das Leben und Sterben des Volkes..." - Umgang mit Homosexuellen zur Zeit des Nationalsozialismus
- Alina W.: Scharfrichter und Henker in der frühen Neuzeit. Ein Streifzug durch die Geschichte der Berufsgruppe der Scharfrichter im Großraum Stade unter Berücksichtigung der bruchstückartigen Quellenlage
- Katrin T.: Johann Michael Bossard – Die Errichtung eines Gesamtkunstwerkes. Der Weg in das Außenseiterdasein
- Anna B./Larissa B.: „Ich habe mich nie zu Hause gefühlt ...“ Die Auswirkungen von Vertreibung und Flucht nach dem 2. Weltkrieg auf das Leben von Manfred Ernst Reichert
- Esther Marie H./Natalie Marie N.: "[B]ockbeiniger Mephistojünger, dem Fluch der bösen Tat erlegen" - Zum Aktenzeichen "Julius Adolf Petersen"
- Christian H.: Heinrich Göbel - verkanntes Genie oder einfach ein dreister Hochstapler?
- Ann-Katrin K.: „Willkommen, freie Männer von gutem Ruf“ - Umgang mit Freimaurern zur NS-Zeit im Raum Stade. Auseinandersetzung mit einer wenig bekannten Problematik.
- Thilo von G.: Umgang mit Flüchtlingen nach dem Zweiten Weltkrieg in Norddeutschland
- Johanna J.: Zu heimatlosen, katholischen Flüchtlingen als zusammenhaltende Minderheit auf dem Weg zur offenen Gemeinde in der Diaspora - Das Beispiel der katholischen Kirchengemeinde Mariä Himmelfahrt Buxtehude
- Hanno H. / Jan P. K. : „Einmal Flüchtling, immer Flüchtling…“ - Das Beispiel Gerda Herold Flüchtling während und nach dem Zweiten Weltkrieg
- Lisa T. / Janina R.: Im Spiegelbild von Diskriminierung und Dämonisierung einer Minderheit: Zum Umgang mit Sinti und Roma in der heutigen Gesellschaft. Kritische Betrachtung vor dem Hintergrund ausgewählter Beispiele im Landkreis Stade bzw. Hamburg
- Sina P. : „Ich esse mich nur ein paar Mal im Monat satt, wenn ich Pakete bekomme. Die anderen Tage gehe ich hungrig ins Bett.“ Kriegsgefangene des Zweiten Weltkrieges im Stalag XB Sandbostel
Das Thema des Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten 2012/2013 lautete „Vertraute Fremde - Nachbarn in der Geschichte“.
Die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler haben eine Vielzahl von Themenschwerpunkten bearbeitet.
Eine Liste finden Sie hier.
Das Thema des Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten 2010/2011 lautete „Ärgernis, Aufsehen, Empörung: Skandale der Geschichte“.
Die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler haben eine Vielzahl von Themenschwerpunkten bearbeitet.
Eine Liste finden Sie hier.