Buxtehude. „I saw it on instagram!“ Die US-amerikanische Autorin Amy Giles klingt euphorisch. Für die auf Long Island lebende Schriftstellerin erklärt sich der Anruf von Ulrike Mensching, Leiterin der Stadtbibliothek Buxtehude, von selbst: Soeben sind die Stimmen der 22-köpfigen Jury ausgezählt worden – Amy Giles hat mit ihrem Erstlingsroman „Jetzt ist alles, was wir haben“ (cbj-Verlag, 400 Seiten) den Buxtehuder Bullen des Erscheinungsjahres 2018 gewonnen. Und hat somit einen der renommiertesten deutschen Jugendliteraturpreise – dotiert mit 5.000 Euro – gewonnen. „Ich bin den Tränen nah, so überwältigt bin ich“, sagt die frisch erkorene Siegerin am Telefon. Trotz der rund 6.000 Kilometer, die sie von der Bücherstadt Buxtehude trennen, war die Jugendbuch-Autorin „live“ dabei – den sozialen Medien sei Dank.
Übersetzerin Isabel Abedi fiebert in Buxtehude mit
Die Hamburger Autorin Isabel Abedi – sie selbst war 2017 für den Buxtehuder Bullen nominiert – teilt Giles Freude. Denn Abedi hatte das Buch ins Deutsche übersetzt. Ihre erste Übersetzung überhaupt. „Es fühlt sich sensationell an, ich bin extrem dankbar“, so Isabel Abedi wenige Minuten nach der Bekanntgabe.
Eigens zur Auszählung der Stimmen war die Hamburgerin nach Buxtehude ins Stieglitzhaus gekommen – und das nicht umsonst. Schon während der Auszählung schien sie zu ahnen, wovon sie nicht einmal zu träumen wagte. Ungläubiger Blick, Hände vor dem Gesicht, Grinsen – Isabel Abedi saß in der ersten Reihe und fieberte mit. „Einer der spannendsten Abende in Buxtehude“, hatte Ulrike Mensching zu Beginn der Veranstaltung versprochen.
Jugendliche aus Palästina begeistern mit Akrobatik-Show
Für Abedi war es spannend. Aber auch für die rund 100 Zuschauer. Nicht nur, weil die Stimmen live ausgezählt und mit sich veränderndem Balken-Diagramm dargestellt wurden, sondern auch weil in diesem Jahr Akrobaten das Rahmenprogramm gestalteten. Die Nablus Circus School aus der Westbank in Palästina war eingeladen. Sieben Jugendliche und junge Erwachsene spannten den Bogen zwischen ihrem Leben und dem Buxtehuder Jugendliteraturpreis: Selbst- und Mitbestimmung Jugendlicher, Auseinandersetzung, Konflikt, Kooperation. Egal ob Flik-Flak, menschliche Pyramide, humoristische Akrobatik oder Jonglieren – die Palästinenser hatten „ihr“ Publikum im Griff.
Sieben Titel des Erscheinungsjahres 2018 waren nominiert
Aus rund 90 Neuerscheinungen hatte die Jury in diesem Jahr sieben Titel in die engere Wahl gerückt. „Wer es auf diese Shortlist schafft, ist schon ein Gewinner“, sagte Mensching. Nominiert waren neben dem Siegertitel: Heather Fawcett „Fuchs und Feuer: Die dunkelsten Sterne des Himmels“, Anne Freytag „Nicht weg und nicht da“, Ursula Poznanski „Thalamus“, Morton Rhue „American Hero“, Rainer Wekwerth/Thariot „Pheromon: Sie riechen dich“ und Jeff Zentner „Zusammen sind wir Helden“.
Als Isabel Abedi schließlich die zwölf Kilogramm schwere Stahlplastik aus den Händen von Buxtehudes Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt stellvertretend für Amy Giles entgegennahm, war ihre Freude riesig. Auch bei der 6.000 Kilometer entfernten Siegerin: Sie sah es auf Instagram.
Zum Buch: Sei die Beste. Und wenn nötig, sei unsichtbar. Mit diesem Credo hat Hadley McCauley in ihrer Familie gelernt zu überleben. Perfekte Schülerin, perfekte Sportlerin, perfekte Tochter: Nur so kann sie ihren Vater bei Laune halten. Denn hinter der makellosen Fassade der McCauleys verbirgt sich ein hässliches Geheimnis. Um ihre kleine Schwester Lila vor dem unberechenbaren Vater zu schützen, tut Hadley alles.
Mehr unter: www.buxtehuder-bulle.de
---
Unterstützer
Unterstützt wird der Buxtehuder Bulle von der Else und Heinrich Klindtworth-Stiftung. Zur Verbreitung des Buxtehuder Bullen wird die Stadtbibliothek dieses Jahr wieder vom Förderkreis der Stadtbibliothek Buxtehude e.V., der KVG Stade GmbH & Co. KG (Betrieb Buxtehude), der HTM Hanse Traffic Media GmbH und der Rösterei Iwersen unterstützt.
Über den Preis
Der Buxtehuder Bulle ist einer der renommiertesten und traditionsreichsten deutschen Literaturpreise. Er wurde 1971 von dem Buxtehuder Buchhändler Winfried Ziemann initiiert. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert. Ziel des Buxtehuder Bullen ist es, Jugendliche für das Lesen zu begeistern und die Verbreitung guter Jugendbücher zu fördern. Durch die traditionell paritätische Zusammensetzung der Jury aus elf Jugendlichen und elf Erwachsenen bildet der Preis seit über 40 Jahren erfolgreich die Schnittstelle zwischen literarischer Qualität, Lektürevorlieben Jugendlicher sowie Themen, die Jugendliche und Literaturexperten gemeinsam bewegen. In seiner Zielsetzung und seinem Verfahren ist der Preis einzigartig im deutschsprachigen Raum.
Buxtehuder BULLEvard
Im Stadtbild von Buxtehude werden die Preisträgerinnen und Preisträger in Form einer Messingplatte verewigt. Mittlerweile besteht der BULLEvard, der „Walk of Fame“ der Bullen-Preisträger, aus über 40 Messingplatten, die quer durch die Stadt verlegt wurden. Darunter befinden sich Autorinnen und Autoren wie Christine Fehér, Lauren Oliver, Jostein Gaarder, Gudrun Pausewang oder Stephenie Meyer.Nähere Informationen zu den Veranstaltungen rund um den Buxtehuder Bullen bekommen Interessierte direkt bei der Stadtbibliothek Buxtehude, Fischerstraße 2, Tel. 04161/999060, oder im Internet unter www.buxtehuder-bulle.de.