Buxtehude. Andrea Ziegler, bildende Künstlerin aus Hamburg, überzeugte die Jury mit ihren „Globalisierungsrouten“ und gewinnt das erste Buxtehuder Kunstück. Das Thema der Erstauflage nach der Neukonzeption des Buxtehuder Kunstpreises: Integration.
Heimat als gezeichnete Stickbilder von Verflechtungen
Andrea Ziegler widmet sich in ihrer künstlerischen Arbeit einem virulenten Thema unserer Zeit: dem Begriff der Heimat. Was bedeutet Heimat heute? Wer ist Teil, wer nicht? Wodurch entsteht ein Heimat-Empfinden? Um sich diesen Fragen zu nähern, begibt sie sich an für sie unbekannte Orte in der Peripherie, beobachtet und befragt dort lebende Menschen, kommt mit ihnen ins Gespräch. Für einen bestimmten Zeitraum wird sie Teil der jeweiligen Gemeinschaft. Ihre persönlichen Eindrücke und Beobachtungen überführt sie anschließend in künstlerische Arbeiten. Sie „zeichnet“ Stickbilder mit der Maschine auf unterschiedliche Stoffe, mal farbig, mal transparent. Aber immer lassen sich auf beiden Seiten die Spuren der Arbeit nachvollziehen. Es wird nichts kaschiert, nichts geschönt. Man sieht die Einstichlöcher, wo der Faden zu Ende ging oder der Stoff gedreht wurde. Die Stickbilder zeigen teilweise wiedererkennbare Motive oder werden zu abstrahierten „mental maps“ mit fließenden Formen und Linien. Dadurch weisen die Zeichnungen über ihren konkreten „Untersuchungsgegenstand“ hinaus und verdeutlichen die vielseitigen globalen Verflechtungen von Themen, Menschen und Landschaften.
Nach eigenen Angaben arbeitet Ziegler bereits seit längerem mit den Themen „Heimat-en“, Fremde und „Zuhause“, Multikulturalismus und Kosmopolitismus. „Teil des Experiments war auch immer eine Art „Eigenintegration“ durchzuführen, wie ich mich als „Fremde“ in einer neuen Umgebung - Stadt - Welt zurechtfinde“, so die Künstlerin.
Die Jury des Buxtehuder Kunstück zeigte sich von der Arbeit und spezifischen Arbeitsweise von Andrea Ziegler in besonderem Maße überzeugt, weil sie eindrücklich verdeutlicht, wie wichtig es ist, sich zuhörend und künstlerisch aktiv in gesellschaftliche Prozesse einzubringen.
Vom Konzept in die konkrete Umsetzung
Mit der Entscheidung der Jury über die erste Preisträgerin ist ein wichtiger Schritt getan. Spannend dürfte auch der nächste Schritt werden: die Umsetzung. „Ich bin sehr gespannt, wie Frau Andrea Ziegler ihre Konzeptidee in Buxtehude mit Leben füllt“, freut sich Torsten Lange über die bevorstehende Umsetzung, die bis zum Herbst 2022 abgeschlossen sein soll.
Denn anders als noch beim vorherigen Kunstpreis, konnten die Bewerberinnen und Bewerber keine fertigen Kunstwerke einreichen, vielmehr ging es im ersten Schritt um Konzeptideen, die von der Jury zunächst gesichtet wurden, bevor eine engere Auswahl an Künstlerinnen und Künstlern ihre Ideen in Buxtehude persönlich vorstellen konnten.
Neben einem Preisgeld in Höhe von 2.000 Euro, erhält die Preisträgerin Unterstützung bei der Umsetzung ihrer Konzeptidee seitens der Kulturförderung der Hansestadt in Höhe von bis zu 10.000 Euro. Die finanzielle Unterstützung sichern die Sparkasse Harburg-Buxtehude und die Kulturförderung Sibylle Bruns-Decker und Michael Bruns.
Die Jury
Beate Anspach, Hochschule für bildende Künste Hamburg
Ulrich Rüter, Fotografie- und Kunsthistoriker
Dr. Susanne Keller, Kunsthistorikerin des Buxtehude Museums
Birgit Lindemann, Berufsverband Bildender Künstler
Christel Lemm, ehemalige Vorsitzende des Kulturausschusses Torsten Lange, Leiter der Fachgruppe Kultur, Tourismus und Marketing
Die Preisträgerin
Andrea Ziegler, eboren 1983 in Weiden i. d.OPf.
2006 - 2012 Diplom Illustration HAW Hamburg
2011 Ausstellungsstipendium Kyoto, Japan
Seit 2012 selbständig als Künstlerin
2016 - 2020 Studium Master of Arts HAW Hamburg
Studium bei Gabriele Basch, Anke Feuchtenberger und Nir Alon
Lebt und arbeitet in Hamburg.
www.andreaziegler.net
Buxtehuder Kunstück
www.buxtehude.de/kultur-stadtmarketing/kunstpreis/buxtehuder-kunstueck/